Prüfen. Nachdenken. Melden.
Praktische Informationen und Hinweise darüber, was im Falle des Verschwindens Ihres Kindes zu tun ist
Wenn ein Kind verschwindet, stehen Eltern und BetreuerInnen vor großen Herausforderungen. Prüfen. Denken. Melden. ist ein einfacher, schrittweiser Ansatz, der von ExpertInnen der Strafverfolgungsbehörden entwickelt wurde, um Ihnen zu helfen, die Situation zu meistern.
Halten Sie nach Hinweisen Ausschau, wo Ihr Kind möglicherweise sein könnte.
Kleinkinder mit eingeschränkten Fortbewegungsmöglichkeiten können sich noch in oder um Ihre Wohnung aufhalten Beginnen Sie die Suche an Orten, die eine potentielle Gefahr für Ihr Kind darstellen können. In der Wohnung können das die Gefriertruhe, der Kühlschrank oder die Waschmaschine sein. Außerhalb der Wohnung kann dies in der Nähe von Gewässern, wie Teichen oder Schwimmbecken, sowie in der Nähe vielbefahrener Straßen sein Überlegen Sie auch, wo sich Kleinkinder verstecken können, wie beispielsweise hinter einem Schrank, in einem Schuppen oder sogar unter ihrem eigenen Bett. Beachten Sie, dass sich Kleinkinder manchmal verstecken und dann einschlafen.
Bei Kindern im Schulalter, die nach draußen gehen dürfen, wird das Suchgebiet größer. Nachdem Sie sich vergewissert haben, dass sich das Kind nicht in Ihrer Wohnung befindet, suchen Sie die unmittelbare Umgebung und Orte ab, an denen das Kind in Gefahr sein könnte. Dies kann in der Nähe von Gewässern, im Kofferraum eines Autos, auf Baustellen oder an anderen Orten sein, an denen es zu gefährlichen Situationen kommen kann. Erkundigen Sie sich dann bei den Eltern der FreundInnen Ihres Kindes, die in der Gegend wohnen, wenn das Kind bei ihnen ist.
Das Verschwinden von Teenagern kann unterschiedliche Gründe haben. Obwohl die physische Suche nach einem Teenager eine Option darstellt, sollten Sie jedenfalls das Kinderzimmer, die sozialen Medien oder andere Kommunikationsformen nach möglichen Hinweisen durchsuchen. Wenden Sie sich außerdem an FreundInnen Ihres Kindes, um Informationen über seinen Aufenthaltsort zu erhalten.
Überlegen Sie, aus welchen Gründen Ihr Kind verschwunden sein könnte und wo es sich aufhalten könnte.
Wenn Sie Ihr vermisstes Kleinkind nicht in der Wohnung oder in der unmittelbaren Umgebung finden können, sollte auf jeden Fall eine Vermisstenanzeige bei der zuständigen Polizeiinspektion erstattet werden. PolizeibeamtInnen sollten umgehend mit der Suche nach Ihrem Kind starten. Es darf keine weitere Zeit verstreichen.
Überlegen Sie bei einem Kind im Schulalter, aus welchen Gründen es verschwunden sein könnte und wo es sich aufhalten könnte. Denken Sie an seine täglichen Routinen oder Aktivitäten. Erinnern Sie sich an Ausflüge oder Aktivitäten, an denen Ihr Kind teilgenommen haben könnte? Hat es Orte erwähnt, die es besuchen wollte, oder Menschen, die es sehen wollte? Vielleicht gibt es auch Lieblingsorte, an denen sich Ihr Kind gerne aufhält?
Überlegen Sie bei Jugendlichen, ob es jüngste Veränderungen im Verhalten oder in den Lebensumständen Ihres Kindes gibt. Hat es sich ungewöhnlich verhalten, zum Beispiel andere Kleidung getragen, neue Freundschaften geschlossen oder Anzeichen von Drogenkonsum gezeigt? Diese Erkenntnisse könnten wertvolle Hinweise für die Suche liefern. Überlegen Sie, in welchem Kontext Ihr Kind verschwunden ist. Gab es einen Streit oder einen anderen Zwischenfall, bevor es verschwunden ist? Gibt es einen anderen Grund, warum Ihr Kind weggehen könnte? Oftmals kommen Jugendliche nicht nach Hause, weil sie etwas Abstand brauchen.
Suchen Sie eine Polizeiinspektion auf, um eine Vermisstenanzeige zu erstatten.
Entgegen der landläufigen Meinung müssen Sie nicht 24 Stunden warten, um einen vermissten Menschen zu melden. Es wird kein Urteil gefällt – die Sicherheit Ihres Kindes ist das Wichtigste. Die Polizei wird die notwendigen Maßnahmen ergreifen und Sie während des gesamten Prozesses unterstützen. Sie wird Ihnen auch Hinweise zu weiteren Schritten geben, die Sie unternehmen können.
Wenn Sie die Polizei alarmieren, ist es wichtig, dass Sie darauf vorbereitet sind, was Sie während des Verfahrens erwartet. Bereiten Sie sich darauf vor, ausführliche Fragen zu Ihrem vermissten Kind zu beantworten, einschließlich einer Beschreibung des Aussehens, Angaben zum letzten bekannten Aufenthaltsort und zu besonderen Merkmalen wie Muttermale oder Narben. Die Polizei kann sich auch nach jüngsten Aktivitäten Ihres Kindes, seinen Beziehungen und möglichen Gründen für das Verschwinden erkundigen. Gibt es irgendwelche Probleme in Ihrer Familie bzw. in Ihrem Haushalt?
Es ist wichtig, dass Sie der Polizei so viele genaue Informationen wie möglich bereitstellen, um sie bei der Fahndung zu unterstützen. Dazu gehören aktuelle Fotos Ihres Kindes, Angaben zu seiner Kleidung oder seinen persönlichen Gegenständen zum Zeitpunkt des Verschwindens sowie alle relevanten medizinischen oder verhaltensbezogenen Informationen, die zur Suche beitragen können. Ist Ihr Kind auf Medikamente angewiesen, die es nicht bei sich hat oder zu denen es möglicherweise keinen Zugang hat? Wenn Sie Fotos von Ihrem Kind zur Verfügung stellen, wählen Sie möglichst aktuelle Fotos, die zeigen, wie es üblicherweise aussieht. Vermeiden Sie z.B. Schul- oder Portraitfotos, wenn diese nicht das typische Aussehen Ihres Kindes wiedergeben.
Halten Sie während des gesamten Prozesses eine offene Kommunikation mit der Polizei aufrecht. Das bedeutet die Bereitschaft, alle Fragen zu beantworten, Anrufe entgegenzunehmen und alle angeforderten Informationen zu beschaffen oder Hilfestellungen zu geben. Befolgen Sie alle Hinweise und Anweisungen der Polizei. Denken Sie daran, dass es die Aufgabe der Behörde ist, Sie in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen. Es ist von Vorteil, wenn Sie die Polizei auf dem Laufenden halten und sofort alle neuen Informationen zur Verfügung stellen und teilen. Dies kann für den Fahndungserfolg entscheidend sein.
Das Auffinden Ihres Kindes ist eine immense Erleichterung, aber je nach Dauer und Umständen kann es auch eine Achterbahn der Emotionen und praktische Überlegungen mit sich bringen. Wir geben Ihnen einige Ratschläge, was zu tun ist, wenn Ihr Kind gefunden wird.
Informieren Sie Familie, FreundInnen und die Polizei
Wenn Ihr Kind von selbst zurückkehrt, informieren Sie sofort die Polizei. PolizistInnen muss möglicherweise mit Ihrem Kind sprechen oder es persönlich treffen, um sicherzustellen, dass es sicher und gesund zurückgekehrt ist. Teilen Sie allen Ihren Kontaktpersonen mit, dass Ihr Kind nach Hause zurückgekehrt ist.
Zeit für die Eingewöhnung lassen
Nach der Rückkehr Ihres Kindes ist es wichtig, ihm den Raum und die Zeit zu geben, die es braucht, um sich wieder in seine Routine einzufinden und seine Erlebnisse zu verarbeiten. Ihr Kind hat vielleicht ein traumatisches Erlebnis hinter sich, und es ist wichtig, auf seine körperlichen und emotionalen Bedürfnisse einzugehen. Wenn Sie ihm die Möglichkeit geben, eine gemütliche Mahlzeit zu sich zu nehmen, sich saubere Kleidung anzuziehen oder sich einfach auszuruhen, kann es sich in seiner häuslichen Umgebung wieder sicher und geborgen fühlen. Diese einfachen Handlungen der Fürsorge und des Komforts können nach einer Zeit der Ungewissheit ein Gefühl der Normalität und Stabilität vermitteln.
Freuen Sie sich über die Rückkehr Ihres Kindes
Viele Kinder haben Angst vor dem ersten Treffen mit ihren Eltern. Bleiben Sie ruhig, drücken Sie Ihre Freude und Erleichterung über die Rückkehr Ihres Kindes aus und versichern Sie ihm, dass Sie es lieben und unterstützen. Lassen Sie Ihr Kind wissen, dass Sie als Familie gemeinsam alle Herausforderungen meistern werden, die sich ergeben können.
Hilfe und Unterstützung erhalten
Eine spezialisierte Organisation kann sich mit Ihrem Kind in Verbindung setzen, um festzustellen, ob es weitere Unterstützung benötigt. Es ist wichtig, sich dahingehend zu informieren und jedwede Unterstützung für Ihr Kind, aber auch für Sie selbst und Ihre Familie anzunehmen. Um Hilfe zu bitten, ist ein Zeichen von Stärke und zeigt, dass Sie das Problem ernst nehmen.
AMBER Alert Europe, das Europäische Zentrum für vermisste Kinder, ist eine Stiftung, die sich bemüht, den Schutz vermisster Kinder zu verbessern und zu verhindern, dass Kinder vermisst werden, indem sie diese befähigt und das Bewusstsein für das Problem vermisster Kinder und seine Ursachen schärft. Wir bringen Expertinnen und Experten aus 44 Regierungsorganisationen – insbesondere aus Innenministerien und Polizeibehörden – und Nichtregierungsorganisationen aus 27 Ländern in unserer Mission zusammen, um die Zahl der vermissten Kinder in Europa auf Null zu senken.